Familiengeschichten sind Geschichte
Sikawa
[Erika Reit erzählt] Gegen Kriegsende, Ende 1944 Anfang 1945. Elisabeth Gerbig, verh. Reit, war zu dieser Zeit schon gestorben (+ am 28.10.1943), Harry Egon Wilhelm war tot (+ am 16.06.1935), Alfred war als Soldat getötet worden (+ am 25.06.1942). Erika und Elfi wohnten in Kalisch, wo Erikas Ehemann eine Pfarrstelle hatte. Im Januar 1945 ging Erika, mit ihrem 6 Wochen alten Säugling, und Elfi auf die Flucht vor dem Krieg Richtung Westen. Heinrich Reit wohnte wohl allein in Lodz in dem Haus in der Straße Lowinska Nr. 8. Wie viele andere "Volksdeutsche" auch, wurde Heinrich Reit nach dem Krieg in das Zentrale Arbeitslager Sikawa gebracht. In der Zeit als Erika in der Nähe von Nürnberg wohnte, hatte sie Kontakte über die Kirche aus Polen. Über diesen Kontakt erhielt sie Besuch von zwei Männern, die mit Heinrich Reit im Lager Sikawa waren. Der eine hieß mit Nachnamen Peter und war ein Cousin ihrer Schwägerin Irma Irrgang, verh. Reit, der Witwe ihres Bruders Alfred. Irma hatte ihrem Schwiegervater, Heinrich Reit Päckchen ins Lager gebracht. Als Herr Peter aus dem Lager flüchten und Heinrich Reit mitnehmen wollte, hätte dieser gesagt, er wäre zu schwach und könne nicht mitkommen. Herr Peter floh allein, von Heinrich Reit gab es danach keine Spur mehr, er ist wohl im Lager Sikawa verstorben. Soweit die Erzählungen.
Wikipedia: Das Zentrale Arbeitslager Sikawa bei Łódź in Polen wurde 1945 auf dem Gelände des vorherigen Arbeitserziehungslagers Litzmannstadt eingerichtet. Von 1945 bis 1948 wurden hier tausende Deutsche, überwiegend Volksdeutsche, interniert und zur Arbeit verpflichtet. Das Lager lag östlich des Stadtzentrums von Łódź im Stadtteil Widzew im Stadtviertel Sikawa. 1943 bis 1945 [Wikipedia Hauptartikel: Arbeitserziehungslager Litzmannstadt] Von 1943 bis zum Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 bestand an gleicher Stelle das Straf- bzw. Arbeitserziehungslager Litzmannstadt, in dem die nationalsozialistische Besatzungsmacht als „arbeitsscheu“ geltende polnische Zwangsarbeiter interniert hatte.[1][2][3] 1945 bis 1950: Arbeitslager für Deutsche Das Lager wurde Anfang 1945, gleich nach dem Einmarsch der Roten Armee, zunächst in ein Sammellager für deutsche Männer, die in die Sowjetunion deportiert werden sollten, umgewandelt. Durch die Deportation der arbeitsfähigen Insassen leerte sich das Lager wieder, Arbeitsunfähige wurden zunächst entlassen.[4] Vom Frühjahr 1945 an wurden Männer und Frauen aller Altersstufen unabhängig von ihrer Arbeitsfähigkeit interniert.[4] Männer, Frauen, Kriegsgefangene und auch Kinder waren getrennt voneinander untergebracht.[5] Kinder unter 13 Jahren trennte man von ihren Eltern und brachte sie in Kinderheimen unter. Kinder, die sich nicht für eine Polonisierung eigneten, sollten ausgewiesen werden, die anderen in Polen bleiben.[6] Im Frühjahr 1945 sollen bereits mehr als 3000 Personen im Lager interniert gewesen sein, die meisten von ihnen waren Angehörige der in der Region ansässigen deutschen Minderheit. In den folgenden Monaten stieg die Zahl der Häftlinge erheblich an, wobei die arbeitsfähigen Insassen einzeln oder in Kolonnen außerhalb des Lagers zur Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Die Häftlinge erhielten dabei keinerlei Lohn, es musste nur eine Mietgebühr an die Lagerleitung entrichtet werden.[7] Diese lag bei etwa 10 % des Lohns für einen polnischen Arbeiter[6] bzw. betrug 8 Złoty[8], zu einem anderen Zeitpunkt 30 Złoty.[9] Die schlechten Bedingungen im Lager hatten zur Folge, dass sehr viele Menschen an Hunger, Seuchen, fehlender ärztlicher Behandlung und Misshandlungen starben, vor allen Dingen Alte, Kranke und Kinder.[6] Insgesamt sollen es, nach Angaben des Bundesarchivs, von 1945 bis 1948 etwa 5000 Tote gewesen sein, die in Massengräbern in einer Grube hinter dem Lager und bei der Mühle in Sikawa verscharrt wurden.[10] Zeitzeugenberichte nennen auch deutlich höhere Zahlen, so sollen allein in einer Schlucht hinter dem Lager (wohl die oben erwähnte "Grube") 8000 bis 11.000 Leichen vergraben worden sein.[11] Neben den vielfach überlieferten körperlichen Misshandlungen wird vereinzelt auch davon berichtet, dass tödliche Injektionen verabreicht wurden.[12][13] Am 7. Januar 1946 durfte ein Transport mit alten und kranken Menschen das Lager verlassen. Vier Tage später trafen 2400 Personen in Brandenburg an der Havel ein, von denen viele gleich in Krankenhausbehandlung kamen.[14] Ende 1948 wurde das Arbeitslager aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt sollen noch etwa 8000 Männer und Frauen interniert gewesen sein.[10] Aber auch im Jahr 1949 wurden hier noch zahlreiche Transporte nach Deutschland mit je durchschnittlich 2000 Deutschen zusammengestellt.[15] Im November 1948 wurde im Lager ein Kriegsgefangenenlager für deutsche Offiziere eingerichtet;[16] die hier internierten Offiziere mussten nicht außerhalb des Lagers arbeiten.[17] [...]
Ausschnitt aus dem Artikel in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Zentrales_Arbeitslager_Sikawa, in eckigen Klammern [] befinden sich die Literaturhinweise des Wikipedia-Artikels, siehe dort. |
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